Infrastruktur wieder mit robusten Ergebnissen
In den letzten Jahren hat sich die Anlageklasse Infrastruktur im veränderten Marktumfeld als robust erwiesen und weist auch im Jahr 2023 eine positive Rendite auf. Nach dem rasanten Anstieg der globalen Zinsen konnte sich die Assetklasse auch bei erhöhtem Zinsniveau bewähren. Wir zeigen auf, warum die Anlageklasse bei institutionellen Anlegern weiterhin sehr beliebt ist und worauf bei Investitionen zu achten ist.
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Eine Anlageklasse mit grosser Vielfalt
Zur Anlagekategorie Infrastruktur im herkömmlichen Sinne gehören privat finanzierte Investitionen in Infrastrukturanlagen wie bspw. Energieversorgungseinrichtungen, Mautstrassen oder Flughäfen. Die Anlageklasse gliedert sich grob in wirtschaftliche und soziale Infrastruktur. Teilbereiche der wirtschaftlichen Infrastruktur bilden die Hauptsektoren Transport, Energie & Versorgung sowie Kommunikation. Im Infrastrukturbereich gibt es einige (neue) Megatrends, welche zuletzt vermehrt ins Zentrum gerückt sind. Dazu gehören u.a. die Digitalisierung und Dekarbonisierung, welche weiterhin den Bedarf an neuen Investitionen vorantreiben. Dabei lässt sich ein wachsender Fokus auf nachhaltige und umweltfreundliche Infrastrukturprojekte beobachten. Dies umfasst z.B. den Bau von erneuerbaren Energieanlagen wie Wind- und Solarkraftwerke, was dazu beitragen soll, den CO2-Fussabdruck zu reduzieren.
Weitere Unterscheidungsmerkmale gibt es bei der Ausgestaltung des Rendite-/Risiko-Profils. Core-Strategien legen den Schwerpunkt hauptsächlich auf hochwertige Infrastrukturanlagen mit stabilem Cashflow. Der Fokus liegt vor allem auf bereits bestehenden Anlagen (Brownfield), welche infolge der Übernahme teilweise optimiert werden. Die Renditen stammen in der Regel aus den laufenden Erträgen und Kapitalgewinne fallen vergleichsweise tiefer aus. Core-Plus-Strategien haben einige Ähnlichkeiten mit Core-Strategien, aber die Mittelflüsse dieser Anlagen schwanken in der Regel stärker. Die laufenden Erträge sind nach wie vor ein Haupttreiber der Gesamtrendite, aber die Bedeutung von Aufwertungsgewinnen nimmt im Vergleich zu reinen Core-Strategien zu. Value-Add-Strategien setzen sich oft mit unterbewerteten Anlagen auseinander, die auf Wachstum/Expansion oder Neupositionierung ausgerichtet werden. Die Erträge stammen in erster Linie aus Kapitalzuwächsen. Opportunistische Strategien haben das höchste Risiko-/Renditeprofil der vier Strategien. Die anvisierten Projekte sind in der Regel risikoreicher und die Vermögenswerte müssen möglicherweise vollständig entwickelt oder gebaut werden. Der Fokus liegt mehr auf dem Kapitalwachstum des zugrunde liegenden Vermögenswerts.
Bei Infrastrukturanlagen handelt es sich um eine sehr heterogene Anlageklasse (u.a. wegen der vertraglichen Ausgestaltung und den rechtlichen Rahmenbedingungen). Es gibt aber einige Merkmale, die insbesondere defensive Core-Infrastrukturinvestments auszeichnen. Infrastrukturanlagen besitzen oft künstliche oder natürliche Markteintrittsbarrieren, wie etwa die Vergabe von langfristigen Konzessionen oder hohe Kapitalanforderung bei Anfangsinvestitionen. Dies geht teilweise mit einer unelastischen Nachfrage einher, da den Endkunden normalerweise keine oder wenige Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Des Weiteren zeichnen sich Core-Investments durch eine lange Lebensdauer und stabile, planbare Mittelflüsse aus.
Weshalb investieren die Schweizer PKs in die Anlagekategorie
Infrastrukturanlagen erfreuen sich gemäss der Complementa Risiko Check-up Studie 2023 grosser Beliebtheit. Bei dieser Anlagekategorie war in den letzten Jahren ein deutliches Wachstum in den Portfolien von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen zu verzeichnen. Dies ist neben Aufstockungen auch auf Neuinvestitionen zurückzuführen. So stieg der Anteil der Pensionskassen, die in Infrastrukturanlagen investieren, seit 2018 von 26% auf rund 45% per Ende 2022. Der kapitalgewichtete Durchschnitt lag Ende 2023 bei 2.5% und hat sich gegenüber dem Wert von 2018 (1.2%) mehr als verdoppelt. Bei einer Umfrage zum Thema Infrastruktur haben wir über 170 Schweizer Pensionskassen befragt, um herauszufinden, weshalb sie sich für eine Investition in die Anlagekategorie entschieden haben. Als Hauptgründe für eine Beimischung ins Portfolio wurden v.a. Diversifikationseffekte sowie die Nutzung als zusätzliche Renditequelle genannt.
Welche Gründe sprechen für den Einbezug von Infrastrukturanlagen (Anteil in %)?
Im Portfoliokontext weisen Infrastrukturinvestments dank tiefen Korrelationen zu traditionellen Anlageklassen gewisse Diversifikationseffekte auf. Gerade im Jahr 2022 zeigen defensive NAV-basierte Core-Investments ihren Wert. In einem Umfeld, wo sowohl Anleihen als auch Aktien Verluste zu verzeichnen hatten, boten insbesondere defensive Infrastrukturprodukte (Core-Strategien) einen gewissen Schutz bzw. Wertbeständigkeit. Zusätzlich sind Infrastrukturinvestments im Vergleich zu anderen Assetklassen tendenziell weniger der Inflation ausgesetzt. Ob und inwiefern diese tatsächlich einen Inflationsschutz bieten, hängt insbesondere von den nachfolgenden Faktoren ab.
- Preisstruktur: je nach zugrundeliegender Anlage ist in den Betriebskonzessionsverträgen eine gewisse Inflationsindexierung verankert. Entsprechend können die Gebühren an die Inflation angepasst werden.
- Kostenstruktur: je nach Struktur der Inputkosten sind Infrastrukturinvestments mehr oder weniger stark der Inflation ausgesetzt (Energie-, Rohstoff-, Lohnkosten).
Zusätzlich wurden die Umfrageteilnehmenden gefragt, inwiefern Infrastrukturanlagen im Umfeld gestiegener Zinsen nach wie vor eine Berechtigung in der strategischen Vermögensallokation einer Pensionskasse haben (unabhängig davon, ob die eigene Pensionskasse in die jeweilige Anlageklasse investiert ist oder nicht). Die Umfrage zeigt, dass die Pensionskassen nach wie vor sehr positiv gegenüber den Infrastrukturanlagen eingestellt sind. Wenig überraschend stimmten fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer der Aussage zu, ein weiterer Viertel stand der Anlageklasse neutral gegenüber.
Hat die Anlageklasse Infrastruktur bei einem höheren Zinsniveau nach wie vor eine Berechtigung in der strategischen Allokation (Anteil in %)?
Neben den attraktiven Eigenschaften bestehen aber ebenfalls einige Risiken. Durch die lange Investitionsdauer, die oft bei über zehn Jahren liegt, besteht ein Illiquiditätsrisiko bei nicht-kotierten Infrastrukturfonds. Ein Ausstieg aus diesen Anlagen ist während der vordefinierten Fondslaufzeit in der Regel nicht ohne weiteres möglich. Es hat sich zwar inzwischen ein Sekundärmarkt für derartige Investments entwickelt, ein Verkauf auf diesem Wege ist für den Investor aber oftmals mit deutlichen Preisabschlägen verbunden. Des Weiteren gilt es auch zu berücksichtigen, dass Infrastrukturinvestments den jeweiligen lokalen regulatorischen bzw. politischen Rahmenbedingungen ausgesetzt sind. Es bestehen somit auch politische und regulatorische Risiken, die mittels Diversifikation (u.a. Geografie, Sektoren) zum Teil reduziert werden können.
Die Chancen und Risiken im Portfoliokontext abwägen
Aufgrund des enormen Investitionsbedarfs im Bereich nachhaltiger Energieinfrastrukturen sowie der dringend erforderlichen Erneuerungen im traditionellen Infrastrukturbereich ist nicht damit zu rechnen, dass das Interesse nach Infrastrukturinvestitionen in naher Zukunft nachlassen wird. Die Nachfrage nach dieser Anlageklasse wächst rapide, jedoch erfordert die effektive Umsetzung und der Betrieb grossangelegter Infrastrukturprojekte jahrelanges Knowhow und umfangreiche Erfahrung.
In einem veränderten Marktumfeld hat sich die Anlageklasse Infrastruktur gut behauptet, und Pensionskassen zeigen weiterhin grosses Interesse an Investitionen. Es ist jedoch wichtig, die Chancen und Risiken im Portfolio sorgfältig abzuwägen und Unterschiede in der Umsetzung zu erkennen.
Die Complementa AG bietet durch ihr langjähriges Netzwerk und regelmässige Manager-Reviews und -Ausschreibungen umfassende Unterstützung. Bei Interesse an einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema Infrastruktur oder einer spezifischen Analyse stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Autoren
Tseten Dorje Gyalzur, CFA (Senior Investment-Consultant/Controller) und Janick Rensch (Investment-Consultant/Controller)
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